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bfb-Personalrat befürchtet Abbau auf 2500 Beschäftigte
Stadtverwaltung: Derzeitige Größe nicht zu halten / Streit
um neue Chefs
Leipzig.
"Wir sind entäuscht und entsetzt zugleich." Das sagte gestern
Torsten Steinbach vom Leipziger Betrieb für Beschäftigungsförderung
(bfb). Er als Personalchef habe erst aus dieser Zeitung erfahren, dass
die Rathauspitze für den städtischen Betrieb zwei neue Geschäftsführer
nominiert hat. "Noch am Mittwoch habe ich mit dem Verwaltungsbeigeordneten
Andreas Müller gesprochen. Und er meinte lediglich, dass dringend
ein Betriebsleiter eingestellt werden müsse. Von zweien war nicht
die Rede, obwohl genau das zu dem Zeitpunkt bereits fest gestanden hat.
Ein glatter Vertrauensbruch", so Steinbach.
Die schlimmsten Befürchtungen vieler bfb-Mitarbeiter seien jetzt
eingetreten, meinte der 33-Jährige. Die Rückkehr des vom Dienst
suspendierten langjährigen Chefs des städtischen Betriebes,
Matthias von Hermanni, sei nicht gewollt.
Denn mit Umweltamtsleiter Andreas Aegerter und dem Chef des Aufbauwerkes,
Hartmut Siemon, die beide als Betriebsleiter ausgewählt wurden, sei
die Firmenspitze komplett. Steinbach fürchtet ferner, dass die Beschäftigtengröße
reduziert werden soll. "Nach unseren Erkenntnissen ist ein Abbau
des Unternehmens auf 2500 Beschäftigte geplant." Dies sei unverantwortlich
angesichts der vielen Arbeitslosen in der Stadt, für die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen
(ABM) ein Rettungsanker darstellten.
Nach Steinbachs Angaben bekommt der Betrieb seit Monaten kaum noch Aufträge
aus den Fachabteilungen der Kommune. "Wir haben zu rund 100 Anfragen
aus den Abteilungen Angebote unterbreitet, aber es tut sich nichts. Wir
vermuten Absicht."
Beigeordneter Müller kann die Sorge nur zum Teil nachvollziehen.
Beschäftigungsförderung sei ein Thema, das immer mehr an Bedeutung
gewinne. Die Stadt wäre ja töricht, wenn sie eine Einrichtung
wie den bfb nicht unterstützen würde, sagte er gestern gegenüber
unserer Zeitung. Für die derzeit "komplizierte Lage" gebe
es mehrere Gründe, so Müller. So stünden in diesem Jahr
erheblich weniger Sachkostenzuschüsse des Arbeitsamtes für ABM
zur Verfügung.
Dass die Mitarbeiter Kritik an einer schnellen Besetzung der bfb-Spitze
üben, kann Müller nicht verstehen. Das Volumen der von den Fachämtern
vergebenen Aufträge an den Betrieb sei in der Tat zurückgegangen.
Das liege nicht am Willen der Behörden, sondern es fehlten konkrete
Projekte. "Von der Neubesetzung verspreche ich mir deshalb, dass
schnell nach neuen Aufgabenfeldern für den bfb gesucht wird",
so Müller.
Er stellte auch klar, dass die Größe von 5000 Beschäftigten
nicht zu halten sei. Ein Herunterfahren auf 2500 sei auf keinen Fall gewollt.
Jetzt komme es darauf an, Projekte für den bfb zu entwickeln, sonst
könne der Betrieb beim Arbeitsamt weniger AB-Maßnahmen als
bislang beantragen. Dann gebe es Grund zur Sorge.
Andreas Dunte
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