Hermanni: Hauptbeweis ist Fälschung
Ex-bfb-Chef vor Gericht
Leipzig.
Dritter Verhandlungstag im Fall Matthias von Hermanni: Erneut reichte
der ehemalige Chef des Leipziger Betriebes für Beschäftigungsförderung
(bfb) eigene Aufzeichnungen an Richter und Schöffen aus, damit
sie seinen umfänglichen Ausführungen "besser folgen können".
Erneut redete Hermanni. Doch dieses Mal weniger emotionsgeladen. Sachlich
reihte der 47-Jährige Fakten aneinander, die das Gerüst der
Anklage "wie ein Kartenhaus einstürzen lassen", sagte
er. "Wer klagt hier eigentlich wen an", fragte folglich einer
der Zuschauer im Saal.
In insgesamt 34 Fällen wirft die Staatsanwaltschaft Hermanni Untreue,
Betrug und Bestechlichkeit vor. Der städtische Angestellte soll
mit seinem damaligen Geschäftspartner Jürgen Sobiak bei der
Vermietung von Baumaschinen gemauschelt haben. Schaden: 1,9 Millionen
DM.
Laut Hermanni geht die Staatsanwaltschaft von falschen Zahlen aus. Bei
seinen Ausführungen stützte sich der Ex-bfb-Chef auf das,
wie er sagte, wirklichkeitsfremde Rechenwerk der Staatsanwaltschaft
und schlussfolgerte nach einem mathematischen Exkurs mit den Worten:"Herr
Sobiak hätte für drei Jahre Arbeit, Aufwendungen und Zinsen
sogar noch eine halbe Million DMmitbringen müssen. Es gibt keinen
Schaden, es gibt keine Täuschung."
Hermanni ging noch einen Schritt weiter: Bei dem Schriftstück,
das zu seiner Verhaftung 1999 geführt hat, handele es sich nicht
nur um eine Kopie, sondern um eine Fälschung. Das Papier trägt
die handschriftliche Aufforderung an Sobiak zum Betrug. Bei einer Beschlagnahme
sämtlicher Geschäftsunterlagen Sobiaks im August 1994 in Hannover
durch die Steuerfahndung sei das Schreiben nicht gefunden worden, obwohl
es einen Monat davor datiert. "1994 ist lange her", meinte
Hermanni, aber der damalige Steuerfahnder könne sich an den Vorgang
genau erinnern. "Es handelt sich um den Mann meiner damaligen persönlichen
Sekretärin. Ihm wäre das Papier gewiss aufgefallen",
so Hermanni.
Nächsten Dienstag geht der Prozess mit der Zeugenvernehmung weiter.
Andreas Dunte