Bewährungsstrafe
für Ex-bfb-Chef
Leipzig. "Erfreulich deutliche Worte" habe das Gericht gefunden.
Er fühle sich jedenfalls bestätigt, sagte Thomas Gast, Staatsanwalt
und Ermittler im Fall Matthias von Hermanni. Zu einem Jahr und sechs
Monaten auf Bewährung verurteilte die 11. Wirtschaftsstrafkammer
den Ex-Chef des Leipziger Betriebes für Beschäftigungsförderung
(bfb) gestern. Hermanni sei der Untreue in sieben Fällen überführt.
Und Richter Karsten Nickel legte dem Verurteilten noch einige Bewährungsstrafen
oben auf: 40.000 Euro für eine Behinderteneinrichtung plus 100
Stunden gemeinnützige Arbeit. Der Beamtenstatus sei Hermanni mit
dem Urteil ohnehin aberkannt.
Ein Ende der Auseinandersetzung ist aber nicht in Sicht. Hermannis Anwalt
Andreas Meschkat legte Revision ein. "Das war der Hammer",
sagte er. Die Urteilsbegründung sei an den Haaren herbeigezogen
worden. Und auch Staatsanwalt Gast machte deutlich, dass er in Richtung
Revision "Überlegungen" anstelle.
Kein Wunder, hatte die Anklage doch vier Jahre Haft gefordert, weil
Hermanni von seinem Geschäftspartner Jürgen Sobiak Baumaschinen
zu teuer eingekauft haben soll. Als Gegenleistung habe dieser am Privathaus
unentgeltlich gearbeitet.
Beweise für Letzteres gebe es nicht, so der Richter. Sobiak verließ
deshalb den Gerichtssaal als freier Mann. Von dem Vorwurf des Betrugs
und der Bestechlichkeit sprach das Gericht auch Hermanni frei. Anhaltspunkte
habe es zwar gegeben. Aber: "Im Zweifel für den Angeklagten",
so Nickel.
Bleibt Untreue: Der bfb habe überhöhte Preise für Baumaschinen
gezahlt, weitere Angebote seien nicht eingeholt worden, lautete die
Urteilsbegründung. Der 48-Jährige habe gegen seine Pflicht
verstoßen. "Als erfahrener Geschäftsmann" hätte
er diese kennen müssen, so der Jurist. Wegen der überteuerten
Mieten sei der Kommune ein Schaden von 360.000 Euro entstanden. Die
Staatsanwaltschaft hatte diesen mit 600 000 Euro angegeben. Von insgesamt
74 Anklagepunkten erkannte das Gericht letztlich sieben als erwiesen
an.
Ausführlich widmete sich der Richter dem von Hermanni immer wieder
vorgebrachten Vorwurf, dies sei ein politischer Prozess. Nickel: "Das
ist völlig abwegig." Ermittelt worden sei ausschließlich
aufgrund einer Anzeige aus dem Umfeld Sobiaks. Erstaunlicherweise sprach
er aber zugleich von einen möglichen Subventionsbetrug beim bfb.
So kritisierte er, dass vom Arbeits- und Sozialamt finanzierte Kräfte
gemeinsam mit Firmen der freien Wirtschaft Projekte angegangen seien.
Hermanni wertete dies als "ungeheuerlich". "Damit stellt
das Gericht die gesamte Beschäftigungspolitik der Stadt Leipzig
an den Pranger." Für ihn ein neuerliches Indiz für einen
"Schau-Prozess" gegen den deutschlandweit einst größten
Beschäftigungsbetrieb, der in Kürze geschlossen werden soll.
Nickel: Ohne die Gewinne, die der bfb, etwa aus dem Verkauf von Betonschotter,
erzielt habe, wäre er schon früher am Ende gewesen.
Andreas
Dunte