Drei
Fragen an Matthias von Hermanni
Der
5. Strafsenat des Bundesgerichtshof in Leipzig hat gestern das Urteil
gegen Sie wegen Untreue aufgehoben und Sie von den meisten Vorwürfen
freigesprochen. Hatten Sie damit gerechnet.
Ich hatte die Hoffnung, gerechnet habe ich damit nicht. Wie ich überhaupt
das Vertrauen in die Justiz diese Landes fast verloren hatte. Im November
1999 bin ich verhaftet worden und kämpfe seither für meine
Unschuld. Fünf Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Was die Staatsanwaltschaft
gegen mich immer und immer wieder vorgetragen hat, war gelinde gesagt
eine Zumutung. Aber es hat gereicht, um mich aus dem Gefecht zu ziehen.
Ohne den Rückhalt in der Familie und bei Freunden hätte ich
diese Zeit nicht durchgestanden. Die Leipziger Bundesrichter haben mich
ein erhebliches Stück versöhnt mit unserem Rechtsstaat.
Aber ein Freispruch erster Klasse ist es nicht.
Weit entfernt davon fühle ich mich aber nicht. MeinZiel ist der
komplette Freispruch. Und ich bin fest davon überzeugt, dass die
Richter am Landgericht Chemnitz, an die der Fall in den beiden verbliebenen
Punkten zurückverwiesen wurde, mich nach genauer Prüfung freisprechen
werden. Dass der Fall an Chemnitz und nicht an Leipzig zurückverwiesen
wurde, ist im Übrigen eine weitere Ohrfeige an das hiesige Landgericht.
Sie hatten immer wieder betont, dass der Prozess politisch gesteuert
sei. Was werden Sie jetzt tun?
Meine Verhaftung und die Zerschlagung des von mir geleiteten Betriebes
für Beschäftigungsförderung hatten einen anderen Hintergrund
als die absurden Vorwürfe, die die Anklage vorgebracht hat. Mein
Ziel bleibt es, dies aufzuklären und in die Öffentlichkeit
zu tragen. Aber Geduld, ich bin Lebenszeitbeamter und werde nichts tun
ohne Abstimmung mit meinem Dienstherrn.
Interview:
Andreas Dunte