Schieflage
Von ANDREAS TAPPERT
Die Stadt hat das Kapitel bfb zu früh zugeschlagen. Angesichts der
explodierenden Zahlen von Hilfeempfängern rächt sich jetzt bitter, dass
Leipzig das Unternehmen zerschlagen hat. Wenn die Entwicklung anhält –
und dafür spricht vieles – könnten die hohen Kosten Leipzig bald in den
Ruin führen.
Deshalb kann es nur heißen, über neue Beschäftigungsimpulse
nachzudenken. Die Erfahrungen mit dem bfb – so bitter sie vielleicht
waren – müssen unvoreingenommen analysiert und daraus Schlussfolgerungen
gezogen werden. Damit dies möglich ist, müssen die entscheidenen
Knackpunkte der bfb-Entwicklung notfalls auch noch einmal aufgerollt
werden.
So ist zum Beispiel völlig unverständlich, warum die Stadt die Analysen
des Aktenuntersuchungsausschusses im Internet veröffentlicht hat, aber
die 50-seitige Erwiderung des ehemaligen Betriebsleiters Matthias von
Hermanni zum Tabu-Thema macht. Die dadurch entstandene Schieflage in der
öffentlichen Diskussion hemmt die Entwicklung neuer
arbeitsmarktpolitischer Instrumente.
Deshalb müssen alle Fakten auf den Tisch und der Maulkorb für von
Hermanni weg, um anschließend in Sachen Beschäftigungspolitik neue Nägel
mit Köpfen zu machen. Während andere Kommunen sich längst auf eine
Kommunalisierung der Arbeitslosen vorbereiten, steht Leipzig ohne eigene
Infrastruktur da. So wie es jetzt ist, darf es nicht bleiben. Es ist
allemal besser, Arbeitslose zu beschäftigen, als Geld fürs Nichtstun zu
zahlen.