Zeugenvernahme
08.07.2002 10.30 Uhr
Warmuth, Mario
41 Jahre
LKA Sachsen
Nickel:
Es ist Ihnen in der Ladung mitgeteilt wurden um was es heute geht, ja?
Warmuth: Um eine Zeugenvernahme in Hannover.
Nickel: Erinnern Sie sich an die Einvernahme des Herrn Sobiak? Haben
Sie an der Zeugen- oder Beschuldigtenvernehmung teilgenommen?
Warmuth: Ich war mehr oder weniger nur anwesend, weil wir anschließend
einen weiteren Termin hatten und da hat es sich so ergeben.
Nickel: Welche Funktion hatten Sie bei der Einvernahme?
Warmuth: Es war praktisch so, es ging damals darum, dass eine Anzeige
vorgelegen hat. Es war anschließend eine weitere Vernehmung und
deshalb bin ich mitgefahren.
Nickel: Ist Ihnen von Herrn Hochberg gesagt worden um was es ging? Haben
Sie im Vorfeld den Inhalt der Einvernahme mit Herrn Hochberg besprochen?
Warmuth: Ja, sicher. Es lag eine Anzeige vor von Herrn Sobiak gegen
Herrn von Hermanni.
Nickel: Was können Sie noch sagen, was war Gegenstand, wie war
der Ablauf der Vernehmung des Herrn Sobiak?
Warmuth: Der Ablauf war so, dass wir im Geschäftshaus des Herrn
Sobiak waren, in einem Büro. Es war ein sachliches ruhiges Gespräch
zu Dritt im Büro.
Nickel: Wer nahm das Protokoll auf, wie lief die Vernehmung ab, wer
hat protokolliert?
Warmuth: Herr Hochberg hat die Vernehmung geführt und protokolliert.
Nickel: Haben Sie Fragen gestellt?
Warmuth: Nein, Herr Hochberg.
Nickel: Noch mal zum Ablauf der Vernehmung, wissen sie da noch was Näheres?
Warmuth: Der Ablauf war eigentlich wie immer. Die Belehrung hat stattgefunden,
Herr Sobiak wurde nach einem kurzen Einführungsgespräch als
Zeuge vernommen, es ging um ergänzende Angaben zur Anzeige.
Nickel: Haben Sie das Protokoll aufgenommen?
Warmuth: Nein.
Nickel: Also hat Herr Hochberg das Protokoll selbst aufgenommen?
Warmuth: Ja.
Nickel: Zusammenfassend also, ja, habe ich Sie da richtig verstanden?
Warmuth: Ich gehe mal davon aus, dass es zusammenfassend war.
Nickel: Wissen Sie noch ob zu der Vernehmung Unterlagen vorgelegen haben?
Warmuth: Das weis ich nicht mehr.
Nickel: Zum Inhalt der Aussage können Sie dazu noch etwas sagen?
Warmuth: Da muss ich nachgucken, das weiß ich nicht.
Hartung: Waren Sie in den letzten Wochen schon mal hier?
Warmuth: Ja, ich war bis Anfang Juni als Prozessbeobachter eingesetzt
durch meine Dienststelle.
Hartung: Als Prozessbeobachter der Dienststelle, ist das üblich?
Warmuth: Es ist nicht das erste Mal, richtig. Ich wurde dort hin versetzt,
und da ich erst mal keine weiteren Aufgaben hatte, wurde ich als Prozessbeobachter
eingesetzt.
Hartung: Sie sagten, auf Anzeige von Herrn Sobiak. Wussten Sie zum Zeitpunkt
der Vernehmung meines Mandanten durch Sie, dass die Anzeige gar nicht
von Herrn Sobiak kam?
Warmuth: Herr Hochberg hat mich praktisch gebeten, mitzukommen. Er hatte
gesagt, da liegt eine Anzeige vor. Es hat sich so ergeben. Es war nicht
mein Verfahren es hat sich so ergeben, wir sind hinterher weiter gefahren
zu einer
Vernehmung, die mein Verfahren betraf.
Meschkat: Sie sagten sie waren als Prozessbeobachter Ihrer Dienststelle
hier. Sind heute Mitarbeiter des LKA als Prozessbeobachter hier anwesend?
Warmuth: sieht sich nach hinten um Ja.
Meschkat: Können Sie dem Gericht diese Personen bitte zeigen?
Warmuth: deutet in die hintere rechte Ecke des Raumes Die jungen Frauen
dort, den Namen weiß ich nicht.
Nickel: Ich weiß nicht, was die Frage mit dem Verfahren hier zu
tun hat. Das ist schließlich eine öffentliche Verhandlung!
v. Hermanni: Hohes Gericht, der Sächsischen Zeitung vom
vergangenen Freitag kann man entnehmen, dass es offensichtlich Fortbildungen
im LKA gibt, wie sich die Mitarbeiter des LKA auf Zeugenvernahmen vorzubereiten
haben. Man führt dort wohl anhand dieses Falles Fortbildungen durch.
Wenn Sie sich erinnern können, haben wir hier die für Sachsen
völlig unübliche Formulierung "das ist mir nicht erinnerlich"
nicht nur von Herrn Hochberg 150 Mal gehört, sondern auch immer
von anderen LKA Beamten.
Nickel: Wollen Sie damit sagen, dass es hier Falschaussagen gibt?
v. Hermanni: Das ist so zu verstehen, dass Vorbereitungen auf die
Zeugenaussagen stattfinden. Wenn Sie mal bedenken, Hohes Gericht, dass
sich andere Zeugen hier an Vorgänge von vor zehn Jahren erinnern
sollen. Dem Zeugen Müller ist beispielsweise vorgehalten worden
dass er sich nicht mehr erinnern kann ob er den Betonbrecher auch immer
jeden Monat ins Bautagebuch eingetragen hat. Die LKA-Beamten können
sich nicht mehr an Vorgänge von vor zwei Jahren erinnern. Da ist
die allgemeine Amnesie ausgebrochen. Ja, diesen Eindruck habe ich, das
sage ich hier laut und deutlich!
Hartung: Welchen Sinn hat die Prozessbeobachtung für Ihre
Dienststelle wenn nicht den des Abstimmens von Aussagen?
Nickel: Das ist nicht Gegenstand der Verhandlung!
Gast: Also bitte, das ist doch Unfug! Es sind auch Prozessbeobachter
der Stadtverwaltung da gewesen. Ich sehe hier kein Problem.
v. Hermanni: Das ist ja wohl ein Unterschied, wenn die Stadtverwaltung
als mein Dienstherr hier jemanden her schickt!
Hartung: Haben Sie Ihre Erkenntnisse aus der Prozessbeobachtung
weitergegeben, zum Beispiel an Herrn Hochberg oder andere LKA-Beamte?
Warmuth: Ich habe ein Protokoll geschrieben und das an meinen Vorgesetzten
weitergeleitet.
Entlassung des Zeugen um 10.45 Uhr.